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Das Verschwinden eines grossen Meisters: CHIBA Kazuo Sensei

Ein grosser Aikido-Meister hat uns am Freitag, den 5. Juni 2015, verlassen.

 

Am 5. Februar 1940 geboren, widmet er sich im Alter von 16 Jahren den Kampfkünsten: Er beginnt zuerst mit Judo und tritt bald daraufhin dem Hombu Dojo bei, wo er später für mehr als acht Jahre Uchi Deshi von O Sensei sein wird.

Vom Aikikai dazu aufgefordert, emigriert er im Jahr 1966 – zwei Jahre nach der Ankunft Tamura Senseis in Frankreich – nach Grossbritannien und lässt sich in London nieder.

Um 1972 entscheidet sich Nakazono Sensei, der in Zusammenarbeit mit Tamura Sensei die Verbreitung des Aikido in Frankreich und Europa fördert, dazu, Frankreich zu verlassen, um sich in Santa Fe (New Mexico – USA) niederzulassen.

 

Es gab um diese Zeit eine beträchtliche Zunahme der Aikido-Schüler in Frankreich (mehr als 15% pro Jahr), so dass Tamura Sensei der grossen Nachfrage an Lehrgängen nicht mehr alleine nachkommen konnte.

Im Hinblick auf Nakazono Senseis Abreise drängt uns Tamura Sensei dazu, Chiba Sensei insbesondere für die Leitung der Lehrgänge im Norden – jene in Paris und Strassburg – einzuladen. Ich war zu dieser Zeit der lokale Verantwortliche für die Organisation dieser Lehrgänge in Strassburg.

Es war eine wunderbare Entdeckung, aber auch ein sehr einflussreicher Wechsel des Rhythmus! Chiba Sensei räumte der Arbeit mit Waffen eine vorrangige Wichtigkeit ein. Viele der älteren Schüler – darunter ich selbst – verdanken ihm ihre ganzen Grundlagen im Aiki-Ken und Aiki-Jo. Ab 1973 stützte er sich auf die Kumitachi und Kumijo von Saito Sensei, dessen zwei erste Bücher, die sich einzig dem Ken und dem Jo widmen, gerade erschienen waren.

Strasbourg CREPS, 1975

 

Das Aikido mit Chiba Sensei war sehr physisch im Sinne eines vollen körperlichen Einsatzes. Vielen erschien das relativ gefährlich. Aber diese spannungsvolle Atmosphäre zwang die Übenden, bis an ihre Grenzen zu gehen – und manchmal ein wenig darüber hinaus!

Er war auch ein unglaublicher Pädagoge, der unzählige aufeinander aufbauende Übungen zum Erlernen der Kumitachi vorführte, von denen einige bis zu einundzwanzig Schritte enthielten!

Strasbourg Université, 1975

 

Im Jahr 1977 verlässt Chiba Sensei London, um mit seiner Frau und seiner Tochter nach Japan zurückzukehren. Er ist daraufhin für eine Zeit lang Generalsekretär des Aikikai. Und dann zieht er sich ziemlich lange (für etwa 2 Jahre) in einen buddhistischen Zen-Tempel zurück.

1981 ruft ihn Yamada Sensei an und bittet ihn, sich an der Westküste der Vereinigten Staaten niederzulassen. Er entscheidet sich für San Diego in Kalifornien.

Seit 1983 kam Chiba Sensei wieder nach Europa, um erneut Lehrgänge in Spanien, Grossbritannien und Frankreich zu leiten.

Seine Waffenarbeit hatte sich grundlegend in eine realistischere und gefährlichere Richtung entwickelt, die zahlreiche Techniken beinhaltete, in denen die Hände angegriffen werden (die gegnerische Waffe wegjagen, Makiotoshi usw.).

Strasbourg CREPS, 1975

 

Ich konnte an einigen seiner immer noch sehr intensiven Lehrgänge in San Sebastian, in Birmingham und in Méjannes-le-Clap teilnehmen. Der Zauber wirkte noch immer.

Als ich später schon intensiv Nishio Sensei folgte, konnte ich Chiba Sensei 1998 in seinem Dojo in San Diego besuchen. Das gesamte Dojo widerspiegelte diese Intensität und diese Leidenschaft, die den Meister und seine Kunst charakterisierte.

Ein sehr grosser Meister ist von uns gegangen. Alle, die ihm begegnet sind und mit ihm üben konnten, fühlen sich wie Waisenkinder.

Paul Muller

 

Strasbourg, 1975

La Colle-sur-Loup, Septembre 1977

SUC, 1975

Strasbourg, 1976

Strasbourg CREPS, 1976

Strasbourg, 1975

Strasbourg CREPS, 1975